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Sisyphos in der Verbandsoberliga

Vor einer Kulisse von wieder einmal rund 40 lautstark anfeuernden Zuschauern erkämpften sich die 1. Herren ein Unentschieden gegen den Tabellenzweiten BSC Eintracht/Südring. Wenige Stunden später nahm der Abstiegskampf dann eine erneute unerwartete Wendung.

Alex steuerte nicht nur im Einzel einen Sieg bei, sondern polierte zusammen mit Lennart auch unsere Doppelbilanz etwas auf.

Nachdem Cottbus von Hertha 06 zwei Punkte fast geschenkt bekommen hatte (s. Bericht zum letzten Spiel), waren wir in unserem letzten Saisonspiel gegen BSC Eintracht/Südring noch einmal unter Zugzwang. Denn durch die zwei ungeplanten Punkte war Cottbus wieder herangerückt und jeder Punkt könnte am Ende der entscheidende sein im Kampf um den Klassenerhalt. Und mehr Möglichkeiten zu punkten als gegen Südring würden für uns nicht mehr kommen.

Dankeschön

Ausnahmsweise traten wir im zweiten Spiel hintereinander in Stammformation an. Südring musste zwar auf den Zweier Rehse verzichten, konnte aber auf adäquaten „Ersatz“ zurückgreifen. Der nominelle Dreier Arnold hat in der Rückrunde noch kein Spiel bestritten, kam aber gegen uns zum Zug. Unterstützt wurden wir wieder von rund 40 Fans. Sogar Teilnehmer des Flüchtlingsprojekts waren vor Ort und klatschten fleißig. An dieser Stelle möchte ich noch mal allen Zuschauern danken – nicht nur für eure Unterstützung am Samstag, sondern für die ganze fantastische Saison. Immer wieder wurden Auswärtsspiele kurzerhand in gefühlte Heimspiele umgestaltet. In der Heese-Arena war es ohnehin immer laut - bis es zum Saisonende sogar noch mal lauter wurde. Unser Zuschauerschnitt liegt damit über die ganze Saison irgendwo zwischen Regionalliga und Oberliga. Danke!

Bis in die Haarspitzen motiviert gingen wir also zum Doppel an die Tische. Wenn man Lennart und Alex nun so spielen sah, könnte man meinen, Alex sei nie weg gewesen. Gewohnt harmonisch agierte unser ehemaliges Einserdoppel und gewann gegen das gegnerische Einserdoppel Tarbiat/Düstersiek in drei Sätzen. Weniger rund lief es bei Marc und Domenik, die gegen Arnold/Winkler verloren. Auch Thomas und mir war kein Sieg vergönnt. Wie in den letzten Spielen schon fehlte beiden am Ende die Abgezocktheit, Chancen auch einfach mal zu verwerten.

Der Punkt schien weiter in die Ferne zu rücken, als Lennart gegen Arnolds gute Aufschläge und knallharte Topspins nicht genug ausrichten konnte und sein erstes Einzel verlor. Mit Tarbiat traf ich zeitgleich auf einen Gegner, den ich in der Hinrunde mit einer seltenen Flut von Netzrollern und Kantenbällen überraschen und besiegen konnte. Noch einmal konnte ich mich auf diesen Spielaufbau nicht verlassen und so entwickelte sich ein engeres Spiel, das ich schließlich mit guten taktischen Eingebungen von Lennart mit 3:1 für mich entscheiden konnte.

Der Anschlusspunkt war eingefahren, nur noch 2:3. Eine erneute Punkteteilung gab es in der Mitte. Dem beidseitig druckvollen Spiel von Düstersiek hatte Alex nicht die nötigen Mittel entgegenzusetzen (1:3), während Thomas sich mit 3:1 gegen Petrasch durchsetzte. 3:4 der Gesamtstand. Domenik tat sich gegen einen Winkler schwer, der mal wieder gezeigt hat, dass er schwer zu stoppen ist, wenn er seine Paradeschläge einsetzen kann. Marc schien Bothin am Nebentisch schon relativ sicher im Griff zu haben. Einer 2:0 Führung folgte jedoch der Satzausgleich des Kreuzbergers, der Marc mit der Zeit immer sicherer von einer Ecke in die andere laufen ließ. Im Entscheidungssatz konnte Marc dann aber noch einen Gang höher schalten und schließlich mit 12:10 gewinnen.

In den Entscheidungssatz ging auch mein Spiel gegen Arnold. Das Spiel hatte fast tennishafte Züge. Der Aufschläger war so deutlich im Vorteil wie selten im Tischtennis. So entwickelte sich ein sehr Aufschlag-Rückschlag-lastiges Spiel, das wohl nicht den ganz großen Unterhaltungs-, dafür aber einen umso höheren Spannungsfaktor für die Zuschauer bot. Nach vier knappen Sätzen (-15, +11, +9, -10) brachte erst der Entscheidungssatz die Entscheidung: 11:6. Derweil ackerte Lennart gegen Tarbiat, konnte seine Angriffe aber nicht oft genug durchbringen. In der Mitte wiederholte sich die Punkteteilung. Thomas verliert in drei Sätzen gegen Düstersiek, während Alex mit jedem Einzel stärker zu werden scheint und Petrasch in fünf Sätzen niederringt.

Herzkaschpa

Nach der Niederlage in der ersten Runde schien sich Domenik einiges für sein zweites Spiel vorgenommen zu haben. Vom ersten bis zum letzten Ball lieferte er eine starke und konzentrierte Leistung ab. Gekrönt wurde sie von einem Rollo zum 11:5 im dritten Satz. „Geringfügig“ spannender ging es am Nebentisch zu. Wieder schien Marc nach zwei klaren Sätzen zum 2:1 und hoher Führung im vierten Satz das Spiel im Griff zu haben, aber Winkler bäumte sich noch einmal auf, schien jeden Ball gegenziehen zu können und erzwang den fünften Satz. Und was das für ein fünfter Satz war. Domeniks Spiel war schon lange vorbei, die Aufmerksamkeit der ganzen Halle liegt auf Marc. Meistens ist Marc in Führung, auch zum Ende des Satzes. Und dann das: Matchball für Südring – und was macht Marc? Einen langen Aufschlag, eine Einladung für Winklers Vorhand. Der schnelle Topspin kommt, die ganze Halle hält den Atem an – doch der Block sitzt, Winkler kommt nicht ran. Plan erfolgreich ausgeführt, Ausgleich. Als auch die folgenden zwei Punkte auf unser Konto gehen, ist die Freude groß: Ein Punkt ist sicher und der Twitterer atmet auf.

Im Schlussdoppel waren Marc und Domenik dann zwar immer irgendwie dran, aber in den entscheidenden Phasen der Sätze zwei bis vier behielten die Kreuzberger dann doch die Oberhand und so konnte unsere 8:7 Führung nicht in einen Sieg umgemünzt werden.

Sisyphos

Als das Spiel um 00:05 Uhr am Sonntagmorgen schließlich vorbei war, hatten wir vier von vier Fünfsatzspielen gewonnen und der Gegner ist ja immerhin der Tabellenzweite. Insofern können wir über diesen Punkt mehr als zufrieden sein. Getrübt wurde die Freude am Sonntagmittag, als wir lesen mussten, dass Cottbus zwei einfache Punkte gegen unvollständige Gegner einfahren konnte (Spielbericht bei click-TT). Hohen Neuendorf trat zwar mit komplettem oberen Paarkreuz an, dann spielte jedoch nur noch Nummer 6 und ein Ersatzspieler, der in der Verbandsliga unten 2:8 steht. Das untere Paarkreuz blieb vollständig leer, diese Spiele gingen kampflos an Cottbus. Durch zwei solche Spiele innerhalb von einer Woche fühlt man sich ein bisschen wie Sisyphos, der sich immer wieder abrackert, einen Stein zur Spitze des Berges zu schleifen, nur damit er dann wieder von Kräften außerhalb seiner Kontrolle ins Tal zurück gerollt wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir erst in der Rückrunde richtig aufdrehten und in der Hinrunde einige Punkte liegen ließen. So werden wir in den nächsten Wochen sehen, ob es noch für den Relegationsplatz reicht.

Ich hoffe natürlich, dass in Zukunft alle Teams in jedem Spiel in voller Stärke antreten. Es wäre ärgerlich, wenn der Abstiegskampf noch weiter beeinflusst wird. Da auch im Tabellenkeller noch gegeneinander gespielt wird, kann das zwar je nach Spiel sowohl zu unserem Vorteil als auch zu unserem Nachteil sein. Es ist aber in jedem Fall die sportlichste Variante.

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