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Expedition ins Biemuda-Dreieck

Tag(s):   | Überregionales |

Martin

Vielleicht liegt es am Blattschnitt einiger Atlanten, in denen Dortmund auf der linken und Hannover auf der rechten Seite abgebildet sind und der interessierte Betrachter aus Furcht, die Bindung zu beschädigen, es nicht wagt, die Seiten weit genug auseinander zu biegen. Diesen vorsichtigen Zeitgenossen wird nicht zuteil, was ich ergründet habe: Bielefeld gibt es wirklich. Dabei ist die Stadt selbst ihrer Sache nicht ganz sicher und wirbt zu ihrem Stadtjubiläum mit dem Slogan: 800 Jahre Bielefeld - das gibt´s doch gar nicht.

Aber mein ICE erreichte am 1. Mai 2014 pünktlich den Bahnhof der genannten Stadt, die nach 2013 zum zweiten Mal in Folge - der eigentliche Gastgeber hatte die Veranstaltung kurzfristig zurückgegeben - Austragungsort der Deutschen Seniorenmeisterschaften sein sollte. Eigentlich sind es angesichts der sieben Altersklassen ja sieben Deutsche Meisterschaften mit zusammen 480 Teilnehmern, die in der Seidensticker-Halle an 33 Tischen ausgespielt wurden. Ein gesunder Realismus ließ mich nur zwei Übernachtungen buchen - ein Vordringen in die Viertelfinalrunde, die erst am Sonntag angesetzt war, erschien mir zu unwahrscheinlich.

Zu weit vom Bundesliga-Zirkus entfernt, habe ich nur wenige der Aktiven erkannt, die in früheren Jahren in der 1. Bundesliga aktiv waren. Jedenfalls waren Manfred Nieswand und Berthold Pilsl nicht die einzigen. Als jemand, der nicht über die 5. Liga hinausgekommen ist, war ich jedenfalls ein ziemlicher Exot. Von meinen Gruppengegnern kannte ich keinen und konnte daher unbefangen aufspielen.

Zunächst stand mir Peter Beck aus Hessen gegenüber, dessen hoch geworfene Aufschläge in unserer Gymnastikhalle gewiss gegen die Decke geprallt wären. Das weitere Repertoire des Linkshänders bestand zwar „nur“ aus einem harten und platzierten ersten Vorhand-Topspin, aber mir ist es nicht oft genug gelungen in langen Ballwechseln und über seine Rückhand zu punkten.

Meinen zweiter Gegner, Alexander Mohr aus Württemberg, hätte ich einfach nur als solide bezeichnet. Sein nicht allzu hartes Angriffsspiel war jedoch von solch einer Sicherheit und Übersicht, dass er schließlich sogar die Gruppe gewann.

Im dritten Einzel gegen das jetzt in Bayern beheimatete Nordlicht Per Sonne Holm, der vor Jahren auch für Tennis Borussia in der 2. Bundesliga gespielt hat, wurde mir nach dem zweiten verlorenen Satz Angst und Bange, ich könnte ohne Zählbares die Heimreise antreten müssen. Im dritten Satz lief das Spiel dann endlich nach meinen Vorstellungen und den vierten konnte ich - nach Aufholen eines Rückstandes - in der Verlängerung ebenfalls für mich verbuchen. Dass Holm den 5. Satz dann dominierte und das Spiel zu seinen Gunsten entschied, ist zwar schade. Insgesamt habe ich aber die Erkenntnis mitgenommen, dass ich in dieser Altersklasse durchaus mithalten kann, auch wenn es zum Sieg nicht reicht.

Am Sonnabend ging es mit den Doppelwettbewerben weiter. An der Seite meiner Mixedpartnerin Ellen Stöckel vom TTC Neukölln hatte ich es erneut mit Per Sonne Holm sowie Beate Greib-Trapp zu tun. Sie ergänzte seine Topspin-Eröffnungen durch Vorhand-Schüsse mit ihrer kurzen Noppe. Hätten Ellen, deren Block vor keinem Topspin Angst zu haben braucht und ich zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, dass Greib-Trapp am Sonntag das Damen-Einzel gewinnen würde, wären wir mit unserem einen Satz wohl zufrieden gewesen.

Im Herren-Doppel war mir der Hamburger Lutz Mocker zugeteilt worden, der regelmäßiger Gast bei derartigen Veranstaltungen ist und seine Gruppe auch gewonnen hatte. Gegen ein eingespieltes Doppel aus Baden wäre mehr drin gewesen, aber uns blieb nur ein Satzgewinn. Damit war für mich die aktive Rolle bei diesen Deutschen Meisterschaften bereits am Sonnabend-Vormittag zu Ende, und ich konnte andere Kameraden unserer recht erfolgreichen Berliner Delegation anfeuern und Fotos machen.

Immerhin durften im Einzel Axel Berger (Ü40), Rudi Steiner (Ü65) und Uwe Wienprecht (Ü70) ganz oben aufs Treppchen. Die Silbermedaille erkämpfte sich Marianne Kerwat (Ü65) und über Bronze freuten sich Ulla Poplawski (Ü80) und Gerhard Zeidler (Ü65).

Die weiteren Ergebnisse sind im Internet zu finden unter
(Update 05.10.2022: Link entfernt, da die Zielseite verschoben oder entfernt wurde.)

Abschließend noch eine interessante Information zu der Frage, wer an überregionalen Meisterschaften teilnehmen darf:
Bei Jugendlichen und „jungen“ Erwachsenen gilt das Nominierungsprinzip: Trainer und Funktionäre suchen die Teilnehmer aus.

Bei Senioren auf nationaler Ebene gilt das Qualifizierungsprinzip: Teilnehmen darf, wer sich bei den vorangehenden Meisterschaften durch eigene Leistung qualifiziert.

Bei den Europa- und Weltmeisterschaften der Senioren gilt das Finanzierungsprinzip: Hier darf jeder teilnehmen, der bereit und in der Lage ist, Anreise, Unterkunft und Startgeld zu bezahlen. Und das sind viele: Wie im Internet berichtet wird, haben sich 200 deutsche Teilnehmer zur Seniorenweltmeisterschaft 2014 in Auckland (Neuseeland) angemeldet.

Martin Eifler

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