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Norddeutsche Seniorenmeisterschaften 2014

Eigentlich sollte es ja nur das olympische Motto sein. Wie selten mir eine Qualifikation zu überregionalen Aufgaben gelingt, mag daran deutlich werden, dass mich der Berliner Tischtennis Verband zuletzt 2003 zu Norddeutschen Meisterschaften schickte, damals noch bei den Senioren über 40.

In diesem Jahr hatte ich mich erneut in die Auswahl gespielt und Mecklenburg-Vorpommern war der Gastgeber, der die (reifere) Jugend der Welt nach Güstrow einlud. Die Besichtigung der hübschen Residenzstadt fiel gleichermaßen dem stürmischen Wetter wie dem interessanten Geschehen in der Sport- und Kongresshalle zum Opfer, in der 28 Tische aufgebaut waren.

Nachdem sich Niedersachsen vor einigen Jahren aus dem Norddeutschen Tischtennis-Verband verabschiedet hatte, stellte der BTTV mit 43 Aktiven in 7 Altersklassen die größte Delegation. Dabei war ich zwar der einzige Vertreter unseres Vereins, es gab es weitere Aktive mit VfK-Bezug, denn Susanne Schwenke (ehemals Delkus) und Andreas Kristen haben das Tischtennisspielen bei uns gelernt und Zlatko Volk war in den 1970-er Jahren unser erster Trainer.

Mangels überregionaler Erfahrungen waren die meisten Gegner für mich unbeschriebene Blätter. Mein erster Gegner, Henning Patzke aus Schleswig-Holstein verdutzte mich immer wieder mit unerwarteter Rotation in seinen Aufschlägen zog die schlechten Returns gnadenlos ein, so dass mir am Ende nicht mehr als ein Ehrensatz blieb. Die beiden anderen Akteure unserer Vierergruppe hatten sich ein ziemlich unansehnliches Stocher-Spiel Noppe gegen Anti geliefert und schienen mir durchaus schlagbar zu sein. Das bestätigte sich in meinem zweiten Spiel gegen Homos Ghanaati aus Hamburg nur im ersten Satz, in dem mir hinreichend viele Noppspin-Punkte gelangen. Danach wurde der orientalische Hanseat immer sicherer mit der langen Noppe und schlug mit der kurzen immer platzierter zu.

Nach der zweiten 1:3-Niederlage war mir klar, dass es jetzt nur noch um ein respektables Verabschieden von der überregionalen Bühne ging. Interessanterweise rang Egbert Wendel, der mecklenburgische Hüne mit dem Antitopspinbelag dann Patzke in fünf Sätzen nieder. Ich staunte nicht schlecht, als ich dann aus der Schiedsrichterperspektive miterlebte, wie Ghanaati den Schleswig-Holsteiner Topspinkünsteler mit drei Mal Schneider vom Tisch fegte und begann alsbald zu rechnen: Patzke konnte nur mit meiner Schützenhilfe, wenn ich Wendel schlagen würde, weiterkommen. Und wenn mir ein 3:0 gelänge, wäre ich sogar selbst lachender Zweiter. Mit einer bunten Mischung aus sicheren Topspins, Noppspins und Abwehrbällen sowie genügend Ruhe, um auch Rückstände rasch wieder auszugleichen setzte ich mich in allen Sätzen durch und konnte ganz unerwartet den Einzug ins KO-Feld feiern.

Für das Doppel hatte ich mich mit Tibor Krausz-Hellmann vom SCC verabredet. Hier hatte uns das Los mit den Brüdern Holm und Erik Kirsten (Verbandsoberliga aus Finow und im Doppel bereits international erfolgreich) einen richtig dicken Brockenvorgesetzt. In einem insgesamt sehenswerten Spiel behielten Tibor und ich zwar nur im zweiten und im vierten Satz die Oberhand, aber ich kann vorweg nehmen, dass die beiden Brandenburger schließlich den Titel holten, ohne einem anderen Doppel mehr als einen Satz zu lassen.

Tibor hatte in seiner Gruppe ebendiesen Erik Kirsten, der dort aber überraschenderweise hinter dem Hamburger Peter Rückert nur Zweiter wurde. Den versöhnlichen dritten Platz verpasste Tibor gegen Axel Bartsch aus Mecklenburg-Vorpommern nach mehreren Matchbällen nur denkbar knapp.

Der erste Wettkampftag klang aus mit dem Auffrischen oder Neuknüpfen zahlreicher Kontakte, anfeuern hier fachsimpeln dort und dem geselligen Abend, bei dem sich auf der Tanzfläche die betagteren Jungen und Mädchen wieder richtig jung fühlten.

Das Spiel in der Einzel-Endrunde am Sonntag sollte für mich der Abschluss dieser Meisterschaften sein. Als Gegner war mit Peter Rückert (Verbandsoberliga von Oberalster Hamburg) zugelost worden, der Tibors Gruppe gewonnen hatte. Der große Linkshänder spielte mit viel Ballgefühl, aber keiner allzu großen Härte und hatte mit Noppspins mehr Probleme, als ihm lieb war. In einem sehr engagierten Spiel, bei dem ich das eine oder andere Mal in die Bande gescheucht wurde, drang nach dem vierten Satz der Jubelschrei aus meiner Kehle. Ich hatte sensationell das Viertelfinale erreicht.

Hier war dann allerdings gegen Henry Mühlfeld (KSV Ajax) Endstation. Ähnlich wie beim Seniorenspiel zwei Wochen vorher ließ mir der sicher und hart angreifende Köpenicker keine Chance und zog sicher ins Halbfinale ein. Dort gelang es Norbert Adolph (SCC) immerhin, Henry Mühlfeld einen Sazt abzunehmen und auch Erik Kirsten, der sich als Gruppenzweiter bis ins Finale vorgespielt hatte, gewann gegen Henry Mühlfeld nur einen Satz.

Damit haben sich bei den Senioren über 50 von den sechs Berliner Vertretern drei unter die letzten 8 gespielt, Tibor Kraus-Hellmann, Robert Nitschke (Hertha 06) und Reiner Ritter (TuS Lichterfelde) sind in der Gruppe geblieben. Die vollständigen Ergebnisse, auch der anderen Altersklassen, sind im Internet unter

http://ttvmv.de/NTTV/NTTV-Ergebnisse/NTTV_%20EM_Sen_2014/NTTV-EM_Senioren-Ergebnisse2014.html

eingestellt. Herausheben möchte ich hier nur den Titel von Axel Berger (Reinickendorfer Füchse) bei den Senioren über 40 sowie die drei Goldmedaillen von Zlatko Volk (Hertha BSC) bei den Senioren über 70, im Doppel mit Uwe Wienprecht (Spandauer TTC) und im Mixed mit Jutta Baron (TTC Neukölln).

Übrigens durften die im Viertelfinale unterlegenen noch nicht gleich unter die Dusche, sondern mussten noch den fünften Teilnehmerplatz für die Deutschen Meisterschaften ausspielen. Hier wurde mir Holm Kirsten zugeteilt, der sich zwar schließlich durchsetzte, dabei aber seine liebe Mühe hatte und beim 3:1 einen Zweiklassenunterschied nicht erkennen ließ.

Nötig wäre dieses Ausscheidungsspiel, im Nachhinein betrachtet, gar nicht gewesen, denn der Norddeutsche Tischtennis-Verband hat mich trotzdem für die Deutschen Seniorenmeisterschaften am 2. bis 4. Mai 2014 in Bielefeld nominiert. Und da gilt dann ganz bestimmt das olympische Motto.

Martin Eifler