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Verbandstag 2017 – Gewittergrollen draußen und drinnen

Beim Verbandstag 2017 grollte nicht nur das Gewitter draußen – auch in der Sitzung entlud sich einiger Ärger mit heißen Debatten und zum Teil unerwarteten Folgen.


Mit 154 von 311 möglichen Stimmen war der Verbandstag besser besucht als die vorangegangenen Jugendwarte- und Sportwarte-Tagungen. Auch von Vereinen, die sonst eher selten auftauchen, waren Vertreter erschienen.

Nach den üblichen Punkten wie Genehmigung des Protokolls vom Vorjahr ertönte ein erstes Donnergrollen: Der TTC Neukölln kündigte an, zum Verbandstag 2018 einen Antrag zu stellen, alle Mannschaften auf Vierermannschaften umzustellen. Das wird wohl heiße Debatten geben.

Aussprache über die Berichte des Präsidiums

Und dann grollte äußerst gewittrig Hertha BSC in Gestalt des Abteilungsleiters gegen die Terminüberschneidung zwischen Norddeutscher Mannschaftsmeisterschaft im Jugendbereich und dem Pokal Final Four in Berlin. Offensichtlich hatte Hertha BSC schon im vergangenen Herbst mündlich darauf hingewiesen, Anfang des Jahres beim Vizepräsidenten Jugend nachgefragt, aber erst im Mai diesen Jahres per E-Mail energisch nachgehakt. Erst diese Information wurde anscheinend vom Vizepräsident Jugend an die anderen Mitglieder des Jugendausschusses weitergeleitet. Letztlich wurde der Wunsch, zumindest die Teile des Final Four, für die HBSC qualifiziert war, zu verschieben, vom Jugendausschuss abgelehnt, weil es für eine Verlegung inzwischen zu spät war. Herthas Abteilungsleiter wies jeden Hinweis, dass HBSC recht spät nachgehakt hatte, empört zurück und sprach von „Schuldverdrehung“. Darauf, dass sein Verein wie schon oft auf der Jugendwartetagung nicht vertreten war und er damit die Chance, dort die gewünschte Verlegung durchzusetzen, nicht genutzt hatte, ging er nicht ein. Er gab die Schuld an der Panne allein dem Jugendausschuss, insbesondere dem Vizepräsidenten Jugend, stellte einen Antrag auf Abwahl des Vizepräsidenten und verlangte die sofortige Abstimmung. Nach kurzer Debatte über die Frage, ob der von der Jugendwartetagung gewählte und vom Verbandstag nur bestätigte Vizepräsident Jugend vom Verbandstag „aus dem Stand“ abgewählt werden könne, kam es zur Abstimmung. Für die Abwahl des Vizepräsidenten Jugend wurden 37 Stimmen abgegeben, dagegen 70 Stimmen. Es gab 49 Enthaltungen. Damit hat nur eine Minderheit ausdrücklich für seinen Verbleib im Amt gestimmt.

Das nächste Grollen im Saal kam vom Vertreter des Köpenicker SV-Ajax, der sich bitter über die Art und Weise, mit der Landestrainer Felix Schmidt-Arndt und später Christian Helm entlassen wurden, beschwerte. Christian Helm sei im November noch zur Aufnahmeprüfung für die A-Lizenz geschickt worden und dann ein paar Wochen später entlassen worden. Dass sein eigener Verein damals die Entlassung von Felix Schmidt-Arndt unterstützt hatte und er selbst sie auf einer Elternversammlung danach noch verteidigte, erwähnte er nicht. Über die Gründe, die zu einer kurzfristigen Beendigung der Beschäftigung von Christian Helm führten, konnte der Präsident aus Datenschutzgründen nicht sprechen. Ein Lichtblick zwischen den Gewitterwolken: Es laufen Gespräche mit Bewerbern für das Amt des Landestrainers. Da der Verband das erwartete Gehalt nicht zahlen kann, gibt es Bemühungen, für einen Teil des Gehalts Sponsoren zu finden.

Nachwahlen

Julia Zoller, bisher kommissarisch tätig, wurde fast einstimmig zur Vizepräsidentin Finanzen gewählt und nahm die Wahl unter Blitz und Donner – diesmal draußen - an. Ebenfalls gewählt wurde Eberhard Poßner zum Referenten für Breiten- und Freizeitsport, es fanden sich später für diesen Ausschuss auch zwei Beisitzer von Panketal und Chemie Weißensee. Ron Affeldt wurde zum Beisitzer im Schulsportausschuss gewählt. Keine Kandidaten fanden sich für den Vizepräsidenten für besondere Aufgaben, für den Referenten für Seniorensport und den Vorsitz im Verbandsgericht. Außerdem fehlen ein Beisitzer im Sportausschuss und ein Beisitzer im Lehrausschuss. Zwei bis drei neue Staffelleiter (nach der neuen Wettkampfordnung des DTTB „Spielleiter“) werden auch noch gesucht.

Anträge

Endlich war die Versammlung bei den zahlreichen Anträgen angekommen.

Mit Antrag 1 sollte die Satzung derart geändert werden, dass Jugend-, Sportwarte- und Seniorentagung über alle ihren Bereich betreffenden Angelegenheiten allein entscheiden. Eine Bestätigung durch den Verbandstag entfiele. Die Vereine bekämen statt einer Stimme die Stimmenanzahl, die sie auch beim Verbandstag haben. Die Jugendwarte waren gegen diesen Antrag, die Sportwarte geteilter Meinung. Ich benannte folgende Probleme mit der beabsichtigten Änderung: Die bisherige Praxis, dass Beschlüsse der Jugendwarte vom Verbandstag bestätigt werden müssen, hat sich bewährt. Oft wurden sie pauschal in einer Abstimmung „durchgewinkt“. Es bestand aber immer die Möglichkeit, nach der Jugendwartetagung bis zum Verbandstag nachzudenken und ggf. gegen die Beschlüsse vorzugehen – eine Art „zweite Lesung“. Zwar könnte auch nach der neuen Regelung der Verbandstag Beschlüsse der „Warte“-Tagungen aufheben, entsprechende Anträge müssten zur Wahrung der Antragsfrist aber bereits unmittelbar nach den „Warte“-Tagungen gestellt werden. Die abschließende Beratung durch den Verbandstag stellt auch sicher, dass Beschlüsse einzelner „Warte“-Tagungen nicht andere Bereiche beeinträchtigen. Beispiel: Die Sportwarte lassen den Sonnabend als Spieltag zu, die Jugendarbeit wird dadurch massiv beeinträchtigt. Der zweite Einwand gegen die Neuregelung richtet sich gegen die beabsichtigte Stimmverteilung. Die Vereinsgröße sagt nichts über den Umfang der Jugendarbeit aus. Angesichts der geringen Beteiligung könnten wenige Vereine (sogar ohne Jugendarbeit) die Jugendwartetagung dominieren. Es wurde vorgeschlagen, die Anzahl der Mannschaften oder die Anzahl der Jugendspieler als Grundlage für die Stimmverteilung zu nehmen. Die Anzahl der Mannschaften ist kaum zu manipulieren – hier gibt es keine „Karteileichen“. Insofern ist das eine interessante Idee. Der ursprüngliche Antrag 1 wurde vom Präsidium als Antragsteller schließlich zurückgezogen.

Antrag 2 wurde nach meiner Intervention ebenfalls zurückgezogen, da sich für eine reine Umbenennung eines Amtes keine Satzungsänderung lohnt.

Der Ausschluss eines offenbar nicht (mehr) existenten Vereins wurde ohne Debatte beschlossen. (Antrag 3)

Mit Antrag 4 wurde die Neugestaltung der Ordnungen beschlossen: Alles soll als Berliner Ergänzung in die Wettspielordnung des DTTB eingearbeitet werden, womit es nur noch ein zentrales Dokument für alle Regelungen gibt. Dabei müssen sorgfältig nicht mehr zulässige Berliner Regelungen entfernt werden, durch Festlegung in der WO des DTTB überflüssig gewordene Regelungen ebenfalls, weiter bestehende zulässige Berliner Regelungen in die WO des DTTB an betreffender Stelle eingearbeitet oder hinten angehängt werden. Diese große Arbeit hat sich Caspar Pfüller als Vizepräsident Sport aufgehalst. Ich werde ihn dabei unterstützen. Der Antrag wurde angenommen.

Mit der Annahme von Antrag 5a wählte die Versammlung eine der beiden vom DTTB vorgegebene Möglichkeit, Damen bei den Herren mitspielen zu lassen. Sie können zusätzlich zur Aufstellung in Damenmannschaften als „WES“ (weiblicher Ergänzungsspieler) in Herrenmannschaften aufgestellt werden und dort unbegrenzt spielen. Sie zählen dort aber nicht zur Sollstärke. Stammspielerin können sie nur in Damenmannschaften sein. Damit soll ein „Ausbluten“ des Damenbereichs verhindert werden. Mit Antrag 5b hätte genau diese Gefahr bestanden, da mit 5b die Damen auch Stammspielerin in Herrenmannschaften werden könnten.

Mit der Annahme von Antrag 6 wird grundsätzlich die Möglichkeit von Spielgemeinschaften zugelassen. Im Herrenbereich gibt es die zur Zeit nicht.

Antrag 7 (Angenommen) bestätigt die bereits übliche Praxis, dass ggf. mehr als eine an der Relegation teilnehmende Mannschaft aufsteigt und erst danach andere Mannschaften in Frage kommen.

Mit der Annahme der Anträge 8a und (!) 8b wird die Erhöhung der Anzahl der Tische bei einem Punktspiel nach den Vorgaben des DTTB geregelt. Die Möglichkeiten des Gastvereins sind nun geringer als bisher in Berlin vorgesehen. Der Gast kann nur noch darum bitten, an mehr als zwei Tischen zu spielen, er darf es nicht mehr verlangen.

Mit Annahme des Antrags 9 wird bestätigt, dass Jugendliche bei Teilnahme an Veranstaltungen der Erwachsenen diesen – auch hinsichtlich Schlusszeiten – gleichgestellt sind. Den Anwesenden war klar, dass das Jugendschutzgesetz damit nicht „überstimmt“ wird.

Mit den angenommenen Anträgen 10, 11 und D1 wird die Ligeneinteilung der Damen verändert. Es kommt eine Bezirksklasse hinzu, dafür gibt es nur eine Staffel pro Liga. Die bisher nur auf dem Papier existierende unterste Liga (Kreisklasse) spielt ab sofort mit dem Braunschweiger System, bei dem auch Dreier- gegen Vierermannschaften antreten können. Um für neue Mannschaften den Weg in höhere Ligen zu verkürzen, können Staffelsieger nicht nur aufsteigen, sondern auch noch an der Relegation zu einem weiteren Aufstieg in die nächsthöhere Liga teilnehmen.

Mit der Annahme der Anträge 12 und 13 werden für die Qualifizierten für die DEM für Leistungsklassen die Titel „Berliner Meister/innen der Klassen A, B, C“ sowie beim 2016 neu beschlossenen Pokal-System in Berlin für die Sieger der jeweiligen Pokalklassen die Titel „Berliner Pokalmeister der Klasse A bzw. B-D“ eingeführt. An der Durchführung ändert sich dadurch nichts.

Mit der Annahme von Antrag 14 kann es bei den Senioren (weiterhin) rein weibliche Mannschaften geben.

Mit Antrag 15 beschließt die Versammlung, dass einvernehmliche Spielverlegungen auf beliebige Termine erfolgen können. Einige Staffelleiter (nach neuer DTTB WO „Spielleiter“) verfuhren bereits so.

Dem Antrag 16 des Steglitzer TTK, dass Heimspiele sonntags nicht nur bis 16 Uhr, sondern bis 18 Uhr angesetzt werden können, wird zugestimmt.

Der DTTB schreibt zwingend vor, dass der Staffelleiter (neu: „Spielleiter“) eine einvernehmliche Verlegung vor dem Spiel bestätigt. Bisher reichte es, wenn beide Mannschaften dieselbe Verlegung einvernehmlich beantragt hatten. Die Versammlung stimmt (teilweise zähneknirschend) dem geänderten Antrag D2 zu, dass Spielleiter 3 Tage vorher von beiden Mannschaften eingetragene Verlegungen noch bearbeiten müssen. Danach ist man auf das Entgegenkommen des Spielleiters angewiesen.

Mit Annahme des Antrags 17 wird der Freizeitsport aus der WO (bisher noch Spielordnung des BTTV) herausgelöst und in einer „Spielordnung für die Freizeitliga“ geregelt, für die der Breiten und Freizeitausschuss zuständig ist.

Antrag 18 führt eine Gebühr für Vereine, die nicht alle 3 Jahre mindestens ein Turnier ausrichten, ein. Der Antrag wird nach erbitterten Gegenreden, auch von uns, zurückgezogen.

Wegen der fortgeschrittenen Zeit wurden die Anträge der Jugendwarte- und Seniorenwartetagungen ohne Debatte pauschal bestätigt. Bei den Anträgen der Jugendwartetagung unterlief bei der Zusammenstellung der Anträge für den Verbandstag dabei ein Fehler. Der Antrag auf Einführung von Vierermannschaften für C-Schüler wurde von der Jugendwartetagung abgelehnt, ist also auch nicht an den Verbandstag gestellt worden und konnte insofern auch nicht bestätigt werden.

Um 22:43 Uhr war – zwei Minuten vor dem Rausschmiss aus dem Saal – endlich Schluss.

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